Neuseeland

Hunde an der Leine, Abfalleimer die auch benutzt werden, saubere öffentliche Toiletten MIT Toilettenpapier welches man IN die Toilette werfen darf, Fussgängerstreifen, Strassenverkehrsgesetze... Wir sind in einem entwickelten Land angekommen. Neuseeland.

Noch in kurzen Hosen machen wir uns auf den Weg unser Mietfahrzeug, welches uns die nächsten 9 Wochen begleiten wird abzuholen. Ein umgebauter Toyota Bus, mit allem Campingzubehör inkl. Elektroofen und warmen Decken. Als erstes brauchten wir aber warme Kleider. Also auf in den nächsten Second Hand Shop, wo wir uns tatsächlich für ein "Trinkgeld" komplett einkleiden konnten. Zufrieden mussten wir nun einen Essensvorrat anlegen und machten uns an die Preisvergleiche. Nicht grade einfach bei den dutzenden Supermarktketten... Ein bisschen überfordert verschoben wir den grossen Einkauf auf den anderen Tag und fuhren zu Simone und Scott, die wir auf Aitutaki kennengelernt haben und uns zu sich eingeladen haben. Wir wurden herzlich empfangen und bereits lecker bekocht! Tatsächlich haben wir lange nicht mehr so gut geschlafen wie bei ihnen Zuhause. Wir durften vier Nächte bei ihnen verbringen und konnten so viel über Neuseeland und Christchurch erfahren und haben uns auch super Tipps gegeben, wo wir unbedingt hinfahren müssen oder was wir getrost streichen können.

Simone hat uns dann noch ein wenig in der Stadt herumgeführt, welche 2011 von einem Erdbeben verwüstet wurde. Leider ist diese immer noch in einem beklagenswerten Zustand. Die damalige Innenstadt gleicht einer Geisterstadt. Überall verlassene Bürogebäude und Baustellen. An manchen Orten sieht man sogar noch in den verlassenen Restaurants die Kaffeetassen und Bestecke noch so stehen wie vor drei Jahren als das Erdbeben anfing. Die grosse Uhr im Zentrum ist zu diesem Zeitpunkt stehen geblieben und als Mahnmal hat man diese so stehen gelassen. Eigentlich möchte ich hier nicht ausführlich berichten, wo wir alles geschlafen haben, denn das würde hier den Rahmen sprengen und euch wahrscheinlich langweilen. Dafür zeichne ich grob nach wo wir alles durchgefahren sind und ergänze es mit ein paar Anekdoten. 🙂 Unsere Route führte uns von Christchurch aus entlang der  Ostküste und dann Landeinwärts zum Lake Tekapo. Eine wunderschöne Gegend umrahmt von wunderschönen schneebedeckten Bergen.

Eigentlich dachten wir als wir hier ankamen, dass es ja noch Herbst sei und noch angenehme Temperaturen herrschen. Da haben wir uns aber gewaltig getäuscht. In der Nacht hatten wir schon mal -2 Grad. IM Auto. Mit den zwei gesponserten Decken von LAN Airlines, den beiden Duvets übereinander und nahe zusammengerückt war es auszuhalten. Zur Toilette zu gehen ohne zu frieren, zu kochen ohne dass einem die Finger steif werden und aus der wohlig warmen Dusche zu steigen um sich in der ungeheizten Kabine anzuziehen war manchmal schon gewöhnungsbedürftig. Dafür wurden wir immer wieder von der unglaublichen Landschaft überwältigt. Dazu waren wir fast überall eigentlich alleine unterwegs. Wir trafen weder auf Strassen noch auf Campingplätzen auf Menschen. Eigentlich nicht erstaunlich bei der Bevölkerungsdichte Neuseelands mit 4.5 Millionen Einwohnern, von welchen 1.5 Mio. in Auckland & Umgebung und nur knappe 1.2 Mio. auf der Südinsel wohnen und die Fläche der Schweiz 7x Platz hätte. Nach Tekapo ging es weiter zum höchsten Berg Neuseelands, dem Mount Cook und anschliessend wieder zurück an die Ostküste (Catlins Coast) wo wir viele kleine Buchten mit Seelöwen bewundern konnten.

Wir dachten, wir sehen nicht recht, als uns immer wieder Neuseeländer begegneten die barfuss oder nur in Socken und in kurzen Hosen bei null Grad unterwegs waren und nicht zu frieren schienen. Seltsames Volk das. 🙂 Dafür sind sie extrem hilfsbereit und offen. Vorallem die älteren Leute sprechen einen überall an um ein wenig zu plaudern. Und überall bekamen wir Sachen geschenkt obwohl viele davon selbst nicht viel besassen.

Es zog uns bis fast zum Südlichsten Teil Neuseelands wo wir uns hocharbeiteten bis nach Te Anau und dann zum Weltberühmten, oder eher für Neuseeland berühmten Milford Sound. Der einzige mit Auto zu erreichende Fjord auf der Südinsel. Sehr eindrücklich, nur schon die Fahrt dorthin. Die Strasse ist gesäumt von unzähligen Wasserfällen und unberührten Wäldern. Nach einer langen Fahrt, war die Region um Queenstown an der Reihe. Dort übernachteten wir weit ab von Zivilisation. Mitten in der Nacht dachte ich, dass ich irgendwas gehört hätte. Ein rascheln oder etwas ähnliches. Im Auto. Und als ich dann wieder am Einschlafen war spürte ich, wie sich etwas an mir vorbei bewegte. Sabrina lachte mich aus als ich aufsprang und das Licht anmachte um nachzusehen was das war. Aber wir fanden nichts. Naja vielleicht habe ich ja geträumt. Am nächsten Morgen fand ich aber den Beweis, dass wir einen blinden Passagier an Bord haben. Eine angeknabberte Packung Haferflocken. Garantiert eine Maus! Beim Einschlafen hörten wir es wieder rascheln und machten das Licht an und versuchten die kleine Maus aus dem Auto zu jagen. Aber ohne Erfolg...

Die Maus sprang mich in Panik an, rannte über das Bett und versteckte sich wieder irgendwo im Motorraum. Also hofften wir, dass sie bei der nächsten Fahrt abspringen wird oder schon weg ist. Als wir aufwachten und aus den Fenstern blickten, staunten wir nicht schlecht. Es hat tatsächlich über Nacht heftig geschneit und die Umgebung war in eine wunderschöne weisse Kulisse getaucht worden. Da konnten wir uns nach so langer Zeit Schnee Abstinenz  im Schnee austoben und bauten gleich mal einen lustigen Schneemann. Am Nächsten Tag konnten wir endlich meinen Bruder Samuel am Flughafen in Queenstown abholen, welcher uns für die nächsten drei Wochen begleiten wird. Es war ein schöner Moment ihn nach so langer Zeit wieder zu sehen. Zügig bewegten wir uns an die verregnete Westküste der Südinsel wo wir von der üppigen Vegetation des Regenwaldes geradezu überwältigt wurden. Auch die wunderschönen Strände und Klippen lassen einen einfach nur staunen. Da geht man einen Wanderweg entlang und fühlt sich in der Wildnis Alaskas und nur ein paar Kilometer weiter wähnt man sich in einem tropischen Regenwald. Einfach unglaublich faszinierend.

Die Route führte uns weiter nach Norden bis nach Nelson und seinem benachbarten Nationalpark Abel Tasman, wo wir wandern gingen. Am Nördlichsten Punkt der Südinsel hat sich durch die starke Meeresströmung die längste Sandbank der Erde gebildet. Ein wunderschönes Fleckchen mit Sanddünen, Buchten, Klippen und grünen Wiesen.

Da Neuseeland bekannt ist für seine Extremsportarten sahen wir uns genötigt den Gutschein für Skydiving (Fallschirmspringen), welchen wir von meinem Bruder Beni zur Hochzeit geschenkt bekommen haben einzulösen. Hilfe! Also haben wir kurzentschlossen einen Sprung aus 4000m gebucht und uns auf den Weg zum Flughafen gemacht. Bei mir machte sich ein wirklich mulmiges Gefühl breit… Und als wir dann im Overall und angeschnallt an unseren Springer im Flugzeug waren gab es kein Zurück mehr. Sabrina und Sämi nahmen es viel gelassener. Als dann die Tür aufging wurde mir ganz Bange. Aber es ging alles so schnell, dass man sich gar nicht mehr wehren konnte. J Und plötzlich fällt man ins Bodenlose und das Hirn schaltet sich für einen Augenblick ab, bis man sich gefangen hat und den 45 Sekunden andauernden Freien Fall geniessen kann. Auch der anschliessende Flug mit dem Fallschirm war atemberaubend bei dieser noch schöneren Kulisse. Wir wollten alle gleich nochmals springen, aber einmal reicht ja. Danke Beni!

Weiter erkundeten wir die wunderschönen  Malborough Sounds und setzten dann mit der Fähre über zur Nordinsel und seiner Hauptstadt Wellington. Von der unglaublich vielfältigen Südinsel verwöhnt, waren wir ein wenig enttäuscht von der eintönig wirkenden Landschaft der Nordinsel. Darum rasten wir geradezu fast 500km bis zur Region um Taupo und Rotorua welche vulkanisch sehr aktiv ist. Dort konnten wir in Thermalquellen baden, dampfende und kochende Schlammlöcher beobachten auch Geysire gab es an verschiedenen Orten zu sehen. Was ein wenig unangenehm war, war der beissende Schwefelgeruch in Rotorua. Darum haben wir auch die Gegend schnell wieder verlassen und sind weiter an die Ostküste gefahren, wo sich dann auch das Wetter endlich nach ein paar Tagen Regen wieder von einer guten Seite zeigte. Und auch die Umgebung wieder interessanter wurde. Leider musste uns dann Samuel schon wieder verlassen, obwohl es schon ziemlich eng sein kann zu dritt in dem kleinen Auto. Gell Sämi. Aber wir hatten ja noch das Zelt dabei. War echt ne coole Zeit mit Dir.

Nach ein paar Zwischenstopps sind wir in Auckland angekommen wo wir als erstes direkt zum Zahnarzt gingen um Sabrinas Zahn, der in Kolumbien behandelt wurde, zu überprüfen und allenfalls die Füllung zu ersetzen. Ich liess mich auch durchchecken zur Sicherheit. Aber bei mir war zum Glück alles in bester Ordnung und wir konnten weiter an der  Ostküste Richtung Coromadel Halbinsel reisen. Leider hat dort drei Tage zuvor ein starkes Unwetter gewütet und viele Strassen unpassierbar gemacht. Und so konnten wir leider den schönsten Teil dieser Halbinsel nicht besuchen und mussten weiter nach Norden fahren. Je weiter wir nach Norden kamen wurde die Landschaft interessanter vor allem der oberste Teil der Nordinsel hat uns besonders gut gefallen. Mit seinen wunderschönen wilden Buchten und Sandbänken wo wir auch übernachten konnten. Leider war es zu dieser Zeit extrem stürmisch und wir wurden in der Nacht regelrecht durchgeschüttelt… Wir haben kein Auge zu gemacht…

Endlich, am nördlichsten, mit dem Auto zu erreichenden Punkt, Cape Reinga angekommen wollten wir bereits loslaufen wo mir beim abschliessen des Autos der Autoschlüssel im Türschloss abbricht. Der einzige Schlüssel wohlgemerkt... Und das nächste Dorf mit einem Schlüsselservice ist 120km entfernt. Dazu kein Handyempfang. Zum grossen Glück im Unglück war eine Tür vom Auto noch offen und wir kamen an unsere Rucksäcke wo unser "Survival-Kit" Kiste mit Reparatursachen wie Sekundenkleber und Isolierband verstaut war. Sorgfältig klebten wir den Schlüssel zusammen um wenigstens das Auto einmal starten zu können um ins nächste Dorf zu fahren. Es hat geklappt und wir fuhren ohne Pause anzuhalten, wir konnten ja den Motor nicht abstellen, zum nächsten Schlüsseldienst, der uns innert Minuten einen neuen Schlüssel machen konnte. An der nächsten Tankstelle hatten wir bereits die nächste Panne... Es steckte doch tatsächlich eine Schraube im Reifen und wir mussten diesen auch noch reparieren lassen. Dieser Spass kostete zum Glück nur 45.- NZ Dollar zusammen, inkl. zwei leckere Cappuccinos.

Dafür fanden wir am Abend einen wunderschönen Campingplatz in einem Wald voller uralter Kauribäume die bis zu 1200 Jahre alt waren. Anschliessend ging es weiter Richtung Auckland wo wir in aller Ruhe unsere Rucksäcke packten, das Auto abgabebereit machten und noch unsere Zähne vom Zahnarzt gründlich reinigen liessen. Um für die nächsten paar Monate ein sicheres Gefühl haben. Auf unsere Nachfrage hat uns die Zahnarztpraxis sogar eine Kiste voll mit Zahnpasta und Zahnbürsten zum verteilen an die ärmere Bevölkerung mitgegeben. Unsere Kleider, die wir im Second Hand Laden gekauft haben, konnten wir zu unserer Freude auf einem Campingplatz an eine Hilfsorganisation für die Salomon Inseln abgeben. Was uns noch auf den bezahlten Campingplätzen aufgefallen ist, dass sich die Neuseeländer oder "Kiwis", hier mit ihren Wohnmobilen niederlassen und sich ein gutes Zuhause machen mit samt Hund und Katze und manchmal sogar beim Eingang noch eine bis zwei Pflanzen für die Deko. Daneben gibt es auch die andere Seite, die sich keine Wohnung leisten können und in einem sehr einfachen Camper oder sogar in einem Zelt leben und täglich beim Campingplatz ein und aus gehen für die Arbeit.

In den 67 Tagen in Neuseeland haben wir extrem viel gesehen vor allem unberührte Natur. Obwohl diese Zeit wirklich knapp ist um beide Inseln ausführlich zu sehen, wir sind darum auch selten zwei Nächte an einem Ort geblieben. Die Südinsel hat uns viel besser gefallen als die Nordinsel, obwohl auch diese ne Menge zu bieten hat. Als Fazit würden wir sagen, dass Neuseeland ein wunderschönes Reiseziel ist, vorallem anfangs Winter mit seiner herrlichen Herbststimmung und da wir eigentlich zum grössten Teil alleine unterwegs waren. Auch in den normalerweise im Sommer ausgebuchten Holiday Parks waren wir alleine und bezahlten einen Bruchteil des normalen Preises. Wären wir im Sommer hier gewesen, hätten wir insgesamt für alles zusammen mind. 4 mal mehr bezahlt. Des Weiteren ist es erstaunlich, wie viele Kilometer wir gemacht haben und wieviel uns dadurch das Benzin gekostet hat. Hier in den Bildern noch unsere Route und ein paar Eckdaten zu diesem Roadtrip.

Nach dieser regnerischen Kälte freuen wir uns jetzt umso mehr wieder auf unsere Rucksäcke und das "unabhängige" Reisen und auf die warmen Südsee Inseln, die wir in den nächsten vier Monaten bereisen werden. Zuerst ist Samoa an der Reihe, dann Fiji, Tonga, Neu Kaledonien, Vanuatu und die Salomon Inseln. Wir mussten die Route und Flüge bereits festlegen, da die Plätze der Airlines beschränkt sind, die Einreisebestimmungen immer ein Weiterflugticket benötigen und auch preismässig konnten wir so einiges einsparen. Anschliessend geht es dann von den Solomonen nach Bali (Indonesien). Wir freuen uns jetzt schon auf Südostasien.

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