Antarktis

30. Januar – 11. Februar 2014 Antarktis
Wie schon im Bericht zu Argentinien erwähnt haben wir ein super Last-Minute Angebot auf einem Luxusschiff in die Antarktis bekommen, welches wir nach reiflicher Überlegung dann tatsächlich angenommen haben. Wie ihr vielleicht bemerkt habt, haben wir hier nie den Preis angesprochen. Dürfen wir auch nicht, da wir einen Vertrag unterschreiben mussten in dem wir einwilligten, Stillschweigen über den vereinbarten Preis zu bewahren.

Ich hatte irgendwie die ganze Zeit das Gefühl, dass das nicht klappen wird. Als uns aber mitgeteilt wurde, dass noch eine Nacht in einem 4 Sterne Hotel am vorausgehenden Tag inbegriffen ist und wir dann dort eingecheckt haben wurde der Traum immer realer. Als wir unglaublich nervös im Bus zum Hafen sassen konnten wir es kaum fassen was wir uns da "gegönnt" haben. Man sagte uns zwar, unser Schiff sei eines der luxuriösesten aller Expeditionsschiffe in die Antarktis, aber was wir schon beim Eintreten in die Lobby des Schiffes gesehen haben, fielen unsere Kiefer sprichwörtlich zu Boden und bekamen sie nicht wieder zu. Denn unsere Kabine glich einer fünf Sterne Suite, mit Sofa, einem riesigen bequemen Bett, einem grossen Fenster, Schreibtisch und einem unglaublichen Bad aus Marmor! Es gab eine Bibliothek, eine Club Lounge mit Flügel, eine grosse Lounge für Vorträge, ein schönes Restaurant, einen Fitnessraum und sogar ein Outdoorwhirlpool. Es wurden auch Willkommensdrinks und Häppchen verteilt. Irgendwie fühlten wir uns am Anfang fehl am Platz bei all dem Luxus und den, "reichen" Leuten.

Es stellte sich heraus das auch andere Reisende, sogar Weltreisende wie wir sich den Trip geleistet haben und wir so getrost in unseren Travellerklamotten herumlaufen konnten. Obwohl wir gar keine andere Wahl gehabt hätten. 🙂 Wir legten etwa um 18.00 Uhr ab und sind bereits in 44 Stunden bei den Shetlandinseln angekommen da die Drake Passage die ganze Zeit über super flach war. Die Überfahrt verging wie im Flug, da wir die ganze Zeit über beschäftigt waren, diversen Vorträgen von den verschiedensten Wissenschaftlern zu lauschen, wie Meeresbiologen, ein Ornithologe, eine Geologin und Klimaforscherin sowie anderen interessanten Leuten im Expeditionsteam, welche viel zu erzählen hatten. Lustig war, dass am zweiten Tag auf See die meisten Gäste todmüde waren und so die Hälfte der Zuhörer beim Vortrag eingeschlafen sind, obwohl sie eigentlich sehr interessiert waren. Die Müdigkeit führt daher, dass die meisten Medikamente gegen Seekrankheit intus hatten und der Körper überfordert ist von der Schiffsbewegung, d.h durch die ständige Bewegung und das balancieren werden Muskeln beansprucht, die sonst nie gebraucht werden.

Sehr interessant war das Durchfahren der Konvergenzzone , wo der Atlantische und Pazifische Ozean an das Antarktische Gewässer grenzt. Die Wassertemperatur fällt innerhalb von 40km massiv bis auf eine Temperatur von unter 2 Grad ab, was sich mit plötzlich aufkommenden Nebel bemerkbar macht. Dem ersten Eisberg begegneten wir etwa 2 Stunden vor Ankunft auf den Shetlandinseln. Ein gewaltiges, wunderschön geformtes Stück Eis, das die Höhe des Schiffes fast überragte. Der Captain drehte extra eine Runde um den Eisberg und zeigte uns bereits, dass wir auf einem Expeditionsschiff sind und nicht auf einem Kreuzfahrtschiff, welches nur von Ort zu Ort fährt. Durch die glatte See, haben wir Zeit gut gemacht und konnten so bereits einen Tag früher als geplant an Land gehen. Man stieg mit 10 Personen in ein Zodiac (Schlauchboot mit Motor) und wurde zur Anlegestelle gefahren. Dort wurde man begrüsst vom Expeditionsteilnehmer, der einem als erstes die "Landing site" erklärte und was es dort zu sehen gibt.

 

Weiter musste man viele Regeln befolgen um das Ökosystem und die Tiere in ihrem Natürlichen Umfeld nicht zu beeinflussen. So muss man immer mind. 5m Abstand zu Pinguinen halten und niemals ihnen den Weg blockieren. Zu den Seeelefanten und Fellrobben Musste man mind. 15m Abstand halten. Auch durfte man nur an bestimmten Stellen durchgehen. Wichtig ist auch, dass sich maximal 100 Touristen gleichzeitig auf dem gesamten Kontinent aufhalten dürfen. Was somit, einen gewissen Massentourismus verhindern kann.

Nach der ersten wundervollen Landung ging es weiter Richtung der Antarktischen Halbinsel. Aber vorher machten wir nochmals einen Tag lang Stopp auf den Südshetlandinseln wo wir aber einen ziemlich miesen Tag erwischten. Die erste Landung wurde leider abgesagt, da es zu viel Wind gab und somit auch zu grosse Wellen. Das mussten wir schmerzlich erfahren, denn wir waren auf dem zweiten Zodiac, wo wir von innert Minuten von eiskaltem Wasser regelrecht geduscht wurden. Naja, so stellten wir fest, dass unsere Hosen nicht wasserdicht waren, wie versprochen und waren wirklich froh, dass die Übung vorzeitig abgebrochen wurde. Am Nachmittag versuchten wir nochmal eine Landung in einem Vulkankrater, wo man besser vor Wind geschützt war. Nach kurzer Zeit kam Wind auf und dieser wurde so stark (bis zu 120 kmh), dass wir abermals schnell zum Schiff zurück mussten. Über Nacht steuerten wir dann das Festland an. Auf fünf Uhr morgens, der geplanten Ankunftszeit in einer Walreichen Bucht, haben wir uns den Wecker gestellt. Als ich die Vorhänge zur Seite schob sah ich bereits die ersten Buckelwale, wie sie gemütlich ihre Bahnen zogen. Also schnell warm angezogen und auf Deck gerannt.

Das früh aufstehen hat sich mehr als gelohnt. Fünf Buckelwale, davon zwei Kälber, waren direkt vor dem Schiff am Krill verschlingen. Wir konnten beobachten, wie die Wale einen Kreis aus Luftblasen bilden, so den Krill darin fangen und dann genau in der Mitte mit prall gefülltem Mund aufzutauchen. Ein umwerfendes Schauspiel! Nach einiger Zeit begannen einige sogar übermütig aus dem Wasser zu springen. Gewaltig, wie so ein grosses Lebewesen so leicht aus dem Wasser springen kann und dann mit einer riesigen Fontäne wieder auf der Oberfläche aufklatscht. Absolut überwältigt ging es ans übergrosse Frühstücksbuffet und dann sofort wieder an Deck. Denn der Anblick liess uns einfach nicht mehr los als wir in eine riesige Bucht einfuhren wo sich unendliche Gletscher von gewaltigen Berggipfeln winden. Die Schönheit dieser Eindrücke kann man weder in Worte noch in Bilder festhalten. Es war so gewaltig, das kann man nicht beschreiben. Man steht nur da und kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wir konnten uns nicht überwinden ins Schiff zu gehen, obwohl wir bereits ziemlich unterkühlt waren. Aber wir hatten die ganze Zeit Angst, dann etwas zu verpassen.

Eigentlich kann ich zu dem ganzen Trip nicht mehr viel schreiben, da mir einfach die Worte fehlen für die gewaltigen Eindrücke, die wir erleben durften. Darum schildere ich noch kurz dem Tagesablauf und dann könnt ihr die Bilder geniessen. 🙂

Der Tag begann immer damit, dass unser Expeditionsleiter mit einer unglaublich angenehmen Stimme und britischem Akzent um 6:30 uns mit dieser Ansage durch die Lautsprecher weckte: "Good morning ladies and gentlemen, good morning. It is 6:30 and outside partially cloudy with some sunbeams coming through the sky. Breakfast will be served at 7:00. good morning." Nach dem Frühstück machte man sich laut Tagesprogramm bereits bereit für einen ersten Landgang, also sehr warm anziehen. Dann wurde man Gruppenweise aufgerufen und dann ans Land chauffiert. Bevor man aber das Zodiac betreten durfte musste man sich zuerst die Schuhe in einem Tauchbad desinfizieren um keine Erreger oder sonstiges auf den Kontinent zu bringen. Nach dem Landgang, der gewöhnlicher Weise etwa 3 Stunden dauerte, ging es wieder an Bord, wo es dann Mittagessen an einem Buffet gab. Durch das zu viele Essen, waren wir so platt, dass wir erst einmal ein Nickerchen machen mussten. Das reichte aber leider immer nur maximal für 40min denn dann ging es bereits ans Fertigmachen für den nächsten Landgang. Richtig anstrengend! 🙂

Nach diesem gab es dann "Afternoon Tea" mit Häppchen und Apero und dazu noch einen interessanten Vortrag des Expeditionsteams. Um 19:30 dann das lang ersehnte Abendessen, wo man aus verschiedenen unglaublich leckeren Menüs auswählen konnte und dazu dann Wein serviert bekam. Das hatte uns auch niemand gesagt, denn wir haben extra drei Flaschen Wein aufs Boot geschmuggelt um diese dann in unserer Kabine zu geniessen. Aber nach so vielen Gläsern Wein, konnten wir nicht auch noch in der Kabine trinken. Somit nahmen wir diese wieder unverrichteter Dinge am Ende wieder von Bord. Meisten gab es nach dem Essen immer noch eine kleine Unterhaltung, wie Karaoke oder Tanzwettbewerb aber denen blieben wir schön fern. Wobei wir so oder so zu müde dafür waren und in unsere Kabine trotteten, wo das Nachttischlämpchen bereits brannte und die Decke vom Personal einladend umgeschlagen wurde um nur noch uns warme Bett zu kriechen und das Bettmümpferli zu verschlingen, welches auf den Kissen aufgelegen hat

So vergingen die Tage wie im Flug und wir erlebten Dinge die man nicht beschreiben kann. Die Rückfahrt gestaltete sich leider nicht so toll wie die Hinfahrt, denn es kam ordentlich Wind auf und wir hatten dann in der ersten Nacht etwa 5-6m hohe Wellen, was angesichts der Drake Passage noch harmlos ist. Es können hier locker 18m Wellen auftreten. Trotzdem war an Schlaf nicht zu denken, denn man musste sich am Bett festkrallen um nicht auf dem Boden zu landen. Abendessen gab es für mich nicht, denn als ich bereits bestellt habe, überkam mich ein seltsames Gefühl im Magen und flüchtete ins Bett, wie die anderen 80% der Passagiere. Ausser Sabrina, die ass gemütlich zu Abend und brachte mir dann noch ein paar Brötchen mit. Zum Glück wurde das Wetter dann besser und wir konnten uns wieder auf Vorträge konzentrieren und auch wieder was anständiges essen und vor allem schlafen.Nach 10 Tagen auf See wurden wir dann zu unseren Hotels gefahren und wir mussten traurig von allen Abschied nehmen.

Dieses Abenteuer war einfach überwältigend schön, und wir sind uns sicher, dass es jeden einzelnen Rappen wert war. Wir haben Dinge gesehen und erlebt, welche man nirgends sonst auf der Welt sehen kann. Auf alle Fälle ist das ein absolutes Highlight unserer Reise gewesen.

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